Zuerst war sie betreuende Angehörige, dann wurde sie Freiwillige

Gertrud Oggenfuss aus Gipf-Oberfrick hat die Tagesstätte für Betagte in Frick des Aargauer Roten Kreuzes aus verschiedenen Blickwinkeln erlebt. Sie verrät, was ihr das Freiwilligen-Engagement bringt und warum singen manchmal einfacher ist als reden.

Die Sonne scheint an diesem Freitag freundlich durch die hohen Fenster in der Tagesstätte. Freundlich ist auch die Stimmung drinnen. Die Gäste sitzen im Kreis und singen gemeinsam «Hej Pippi Langstrumpf» und «Rote Lippen soll man küssen». Es wird viel gelacht.

Im Kreis sitzt auch Gertrud Oggenfuss (69). «Trudi», wie sie alle nennen, ist seit 2019 Freiwillige in der Rotkreuz-Tagesstätte für Betagte in Frick. Vorher war sie betreuende Angehörige, wie sie erzählt: «Mein Mann war dement. Lange konnte ich die Betreuung gemeinsam mit meinem Umfeld organisieren. Plötzlich ging nichts mehr. Dann wurde er Gast in der Tagesstätte. Das war mein erster Kontakt hier.» Ihr Mann verstarb zweieinhalb Jahre nach der Diagnose. Danach wollte sich Gertrud Oggenfuss freiwillig in der Tagesstätte engagieren. Sie sagt: «Als mein Mann hier war, kam er am Abend zufrieden nach Hause. Ich konnte während dieser Zeit meine eigenen Termine wahrnehmen. Das habe ich sehr geschätzt. Dieses Gefühl wollte ich als Freiwillige anderen betreuenden Angehörigen weitergeben.»

«Während sich die ausgebildeten Mitarbeitenden um die Pflege kümmern, sorgen wir uns zwischenmenschlich um die Gäste.»

Gertrud Oggenfuss - Freiwillige

Für Gertrud Oggenfuss spielen die Freiwilligen in der Tagesstätte in Frick auf verschiedenen Ebenen eine wichtige Rolle. «Während sich die ausgebildeten Mitarbeitenden um die Pflege kümmern, sorgen wir uns zwischenmenschlich um die Gäste. Das ist auch eine sehr wichtige Aufgabe. Ausserdem könnten sich weniger Personen dieses Angebot leisten, wenn die ganze Arbeit bezahlt werden müsste. Das wäre sehr schade», so die dreifache Mutter und vierfache Grossmutter. Auch sie als Freiwillige profitiere, wie sie findet: «Das Engagement beim Aargauer Roten Kreuz gibt mir Struktur in mein Leben.»

Besonders freut es sie, wenn die Gäste aufblühen. So wie letztes Mal, als ein Gast, der nicht mehr kommunizieren kann, bei einem alten Schlager plötzlich mitsang: «Solche Situationen zeigen mir, dass sich die Gäste hier geborgen und zu Hause fühlen.»

Wie kommuniziere ich mit Menschen mit Demenz?

Wie kommuniziere ich mit Menschen mit Demenz? Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert eine besondere Sensibilität und Achtsamkeit – auch in der Sprache. Im Verlauf einer Demenz werden Gespräche zunehmend schwieriger. Wie wir alle möchten aber auch Menschen mit Demenz sich ausdrücken wund sich mit anderen Menschen austauschen.

 

Kontaktaufnahme: Sprechen Sie die Person direkt mit ihrem Namen an. Suchen Sie den Blickkontakt auf Augenhöhe.

Einfachheit: Sprechen Sie über das Hier und Jetzt, über Dinge, die man sehen/hören/anfassen kann. Machen Sie kurze Sätze mit einfachen Worten. Sprechen Sie langsam, deutlich und ruhig.

Zeit: Lassen Sie den Demenzkranken genügend Zeit zum Antworten.

Verstehen: Lassen Sie sich auf das Thema Ihres Gegenübers ein und versuchen Sie zu verstehen, was die Person meint – ohne nachzubohren.

Gefühle: Nehmen Sie die Gefühle der Demenzkranken ernst.

Langzeitgedächtnis: Sprechen Sie über alte Zeiten, an die sich Demenzkranke auch im späten Stadium oft noch erinnern können.

Verständigung ohne Worte: Je mehr die Krankheit voranschreitet, desto wichtiger wird die nonverbale Kommunikation. Bleiben Sie dabei erfinderisch!

Abschluss: Kommunizieren Sie das Ende klar, zum Beispiel: «Ich gehe jetzt. Tschüss. Ich komme bald wieder.» Quelle: Alzheimer Schweiz, sich verständigen – auch mit Demenz

 

Bericht: Schweizerisches Rotes Kreuz, Kanton Aargau